Abreisestress – und nun?

Abreisen stresst mich. Es hat mich schon immer gestresst loszureisen, egal wie lang oder weit die Reise war. Selbst wenn ich schon am Abend vorher den Koffer gepackt hatte, bin ich am Tag der Abreise in Stress geraten. Nicht die besten Voraussetzungen um eine Weltreise anzutreten. Aber was stresst mich? Und was kann ich dagegen tun? Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Ausgangssituation

Wir waren über Weihnachten und Neujahr unterwegs. Erst ging es über die Feiertage zu Sebastians Eltern und dann Silvester feiern bei meiner Familie. Also keine neuen Abenteuer oder fremden Gefilde. Und alles auch nicht wirklich weit weg. Und da wir immer schon frühzeitig losgefahren sind (23. bzw. 28.12.), war auch mehr als genug Zeit, sich notfalls etwas wichtiges, vergessenes nachzukaufen. Und trotzdem habe ich wieder festgestellt, dass mich das Abreisen enorm stresst. Ich werde richtiggehend schlecht gelaunt und reagiere emotional flexibel. Das war schon immer so und ist völlig unabhängig davon, ob ich per Auto, Zug oder Flugzeug reise, ob die Reise einen Tag, eine Woche oder einen Monat dauert, ob ich in eine neue oder bekannte Umgebung starte. Jetzt, wo der Start zu unserer Weltreise in greifbare Nähe rückt, ist mir diese Tatsache noch einmal besonders bewusst geworden. Und ich habe darüber nachgedacht, was ich gegen den Abreisestress tun kann.

Ursachenforschung

Die Frage, die sich mir stellt ist: Woher kommt der Abreisestress? Was sorgt dafür, dass ich schlecht gelaunt werde?

Ist es nur die Angst, etwas zu vergessen? Sebastian sagt immer: „Hast Du Deinen Pass (inkl. Visum)? Das Zug-/Flugticket? Handy und Kreditkarte? Alles andere kann man nachkaufen.“ Und er hat recht. Und trotzdem überlege ich jedes Mal: Hast Du alles? Es ist ja auch irgendwie ärgerlich, wenn man sich einen neuen Bikini kaufen muss, der vielleicht nur bedingt gefällt und/oder teuer ist. Und das nur weil man seinen eigenen, tollen, hervorragend passenden, lange gesuchten Bikini vor Schusseligkeit zu Hause vergessen hat. Dazu kommt dann die Frage: Hast Du an alles gedacht? Ist der Müll leer oder fault er jetzt vor sich hin? Hast Du daran gedacht, dass jemand die Post holt oder quillt nach drei Tagen der Briefkasten über? Und ist das Wasser abgestellt, die wichtigsten Elektrogeräte vom Strom abgezogen?

Oder ist es die zeitliche Not also das Nicht-Schaffen der Dinge, die zu tun sind, bevor es Zeit ist abzureisen? Gerate ich nur in Stress, weil ich auf den letzten Drücker noch das dreckige Geschirr waschen muss? Weil das Einpacken der Hygieneartikel doch länger dauert als gedacht und die Kulturtasche dann auch noch nicht mehr in den Koffer passt?Oder verbirgt sich dahinter noch etwas anderes?

Ich habe gerade ein tolles Buch gelesen, das mich auf eine weitere Ursache meines Abreisestresses gebracht hat. Es heißt „Die Macht der Gewohnheit: Warum wir tun, was wir tun“ und ist von Charles Duhigg. Darin geht es im Grunde genommen darum, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Und alle Menschen, also auch ich, fühlen sich am Wohlsten, wenn sie ihren gewohnten Routinen folgen können, denn das kostet kaum Energie, weil es weitgehend automatisiert abläuft. Was ja auch stimmt. Oder macht ihr euch morgens Gedanken wann ihr den Kaffe anstellt oder das Brot schneidet? Ob ihr erst Zähne putzt und dann das Gesicht wascht oder anders herum? Wohl eher nicht. Man macht es einfach. So wie immer. Aber Reisen ist für die meisten von uns, mich eingeschlossen keine Routine. Und bei allem Neuen, das uns begegnet, werden erst einmal Stresshormone ausgeschüttet, um unseren Körper vorsorglich auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Man kann ja nie wissen, ob da nicht doch ein Tiger am Flughafen wartet!

Lösungsideen

Jetzt weiß ich also, dass ich Angst habe, etwas zu vergessen, in Zeitnot gerate und Reisen für mich keine Routine ist. Und was kann ich nun dagegen tun?

1. Die Angst etwas zu vergessen

Der Angst etwas zu vergessen, kann ich relativ einfach begegnen, indem ich mir vorher eine genaue Packliste mache:

  • Was muss eingepackt werden?
  • Wohin packe ich es und was ist Plan B, wenn es nicht passt?

Dafür gibt es neben der altmodischen Möglichkeit mit Stift und Papier auch einige schöne Apps. Ich nutze „PackTheBag“, weil sie die Möglichkeit bietet, vorgegebene Listen zu benutzen wie Multimedia, Strand/Sonne und ähnliches. Außerdem kann sie einen ans Packen erinnern! (Damit spielt sie gleich auch beim Zeitmanagement von Punkt 2 mit. Sehr praktisch!) Einen sehr guten Überblick über alles, was man so rund ums Reisen benötigt inklusive einiger Packlisten findet ihr bei Carina auf Pink Compass.

Das Beste für den zweiten Punkt ist wirklich und wahrhaftig Probe packen. Habe ich noch nie gemacht, aber schon mehr als einmal bereut! Gerade wenn man einen neuen Koffer hat oder eine Reise in ein Land antritt, in dem man noch nie war, ist es schwierig vorher abzuschätzen, ob alles passt – sowohl vom Platz als auch vom Gewicht her. Und nichts verursacht mehr Stress als im letzten Moment festzustellen, dass der Koffer zu schwer ist! Was dabei hilft, ist vorher bei der Packliste Prioritäten zu setzen. Also nicht nur überlegen was muss mit, sondern sich auch überlegen, was muss unbedingt wohin? Also was brauche ich im Handgepäck oder was sollte besser in den Koffer? Ein richtiges Rezept dafür habe ich auch noch nicht herausgefunden und ist wahrscheinlich auch von Person zu Person und Reise zu Reise unterschiedlich. Was klar sein dürfte: Wertsachen gehören nicht in den Koffer! Shampoo und ähnliche Flüssigkeiten hingegen gehören unbedingt in den Koffer und nicht ins Handgepäck.

2. In Zeitnot geraten

Den Zeitdruck kann ich durch ein effektiveres Zeitmanagement abmildern, indem ich mir vorher überlege:

  • Was muss alles gemacht werden? (Koffer packen, Spülmaschine anstellen und ausräumen, Strom und Wasser abstellen…) Und was davon hat oberste Priorität?
  • Wie lange brauche ich für all diese Dinge?

Das ist ein neuer Ansatz für mich. Ich habe immer gedacht, Packlisten würden reichen. Außerdem wollte ich gerne flexibel sein und nicht alles durchplanen. Aber was heißt denn Flexibilität? Dass man sich schnell auf neue Situationen einstellen und Entscheidungen treffen kann. Und das kann ich nur, wenn ich die notwendigen Informationen über die Wichtigkeit und den Zeitbedarf habe. Also werde ich mir mehr Listen machen, um in Zukunft flexibler und entspannter reagieren zu können!

3. Reisen außerhalb der Routine

Der mangelnden Routine zu begegnen ist schon schwieriger. Na klar, man könnte jetzt argumentieren, dass ich im Laufe unserer Reise irgendwann routinierter werde und es dann kein Problem mehr ist. Das wird sicherlich auch passieren. Aber wer weiß wann? Und bis dahin gehe ich Sebastian und mir selbst auf die Nerven? Möglicherweise streiten wir uns sogar deswegen? Nein, das muss wirklich nicht sein! Charles Duhigg schreibt in seinem Buch, dass man neue Gewohnheiten am leichtesten lernt, indem man sie in alte, vertraute Gewohnheiten einbettet. Und das werde ich tun:

  • Ich werde mir bewusst machen, wie mein normaler Tagesablauf aussieht: Aufstehen, Yoga, Frühstücken, Badezimmer, Arbeiten, Feierabend
  • Ich werde diesen so genau wie möglich beibehalten und nur anstelle von „Zur Arbeit gehen“ „Abreisen“. (Mal sehen wie das klappt, wenn ich mal nachts abfliege…)
  • Ich werde versuchen mir Rituale zu schaffen, die mich auf die Abreise vorbereiten, so dass mein Körper weiß: Nein, da kommt kein brüllender Tiger, das ist nur ein schnurrendes Hauskätzchen (für mich eine sehr entspannende Vorstellung.) Welche das sind, weiß ich auch noch nicht so genau. Vielleicht eine Tasse heiße Schokolade oder eine Atemmeditation. Ich werde beides versuchen.

Fazit

Ein Sprichwort sagt „Stress hat man nicht, Stress macht man sich.“ Gut. Dann kann man auch etwas dagegen tun. Und ich habe mir fest vorgenommen in Zukunft bei Abreisen keinen Stress mehr zu verspüren. Und ich glaube fest daran, dass ich das auch schaffe! Es wäre doch gelacht, wenn ich meinen Abreisestress nicht reduzieren könnte, wenn ich all das oben genannte konsequent einhalte. Ich werde euch berichten, wie es mir bei der nächsten Abreise gelingt!

 

Herzlichst Stefanie

PS: Auch Conni von Planet Backpack hat einen schönen Artikel über die Flatternden Nerven vorm oder beim Reisen geschrieben!

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Über Steffi 80 Artikel
Ich bin Stefanie und reise mit meinem Mann als Digitale Nomaden um die Welt. Auf unserem Blog schreibe ich hauptsächlich über die Gedanken und Vorbereitungen auf dem Weg zum Start unserer Reise ebenso wie die Aufgaben, die sich uns unterwegs stellen.

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