Wir stehen gerade bei Trier auf einem schönen Stellplatz und ich lasse die letzte Woche Revue passieren. Ganz schön aufregend und stressig war es. Unsere Fahrt auf die iberische Halbinsel hat sich um eine Woche verschoben. Du willst wissen, warum? Ich sage Dir, was passiert ist:
Der Plan, den Winter in Spanien zu verbringen, steht schon lange. Auf dem Weg dahin wollten wir noch einmal in Bielefeld anhalten und Freunde besuchen. Auf dem Rückweg aus Spanien im Februar war ursprünglich ein erneuter Zwischenstopp in Bielefeld geplant, um dann unseren fälligen TÜV machen zu lassen. Vor zwei Wochen überlegte ich mir, dass es vielleicht sinnvoll ist, den TÜV jetzt schon zu erledigen. Wer weiß schließlich, wo es uns von Spanien aus hintreibt. Also mit dem Kumpel aus Detmold telefoniert, TÜV Termin kann Mittwoch morgen stattfinden.
Doch kein TÜV
Am Dienstag letzter Woche haben wir dann Simon für die große Reise gepackt und uns auf den Weg nach Bielefeld gemacht. Abends noch mit Freunden lecker gegrillt und eine Hopfenkaltschale oder zwei genossen und Mittwoch morgen ab nach Detmold zum TÜV.
Der Prüfer wollte als erstes das kleine gelbe Gasbuch sehen. Gelbes Gasbuch? Haben wir nicht, sagte ich. „Doch doch“ meinte der Prüfer, das hat jeder. Also habe ich noch einmal gesucht und tatsächlich: Unverhofft fand ich es in der Betriebsanleitung. Zusätzlich befanden sich dort zwei handbeschriebene A4 Seiten auf denen fein säuberlich notiert war, was wann am WoMo ausgetauscht, repariert und gewartet worden war, die später noch wichtig würden.
Zurück zur Gasprüfung / TÜV: Der Prüfer schaute kurz in das Heft und meinte: „Na, da werden wir wohl heute nicht erfolgreich sein.“ Auf meine Frage wieso meinte er, dass der Druckminderer und der Anschlussschlauch sicher 10 Jahre alt seinen und damit vor der Gasprüfung getauscht werden müssen. So war es dann auch. Und ohne Gasprüfung kein TÜV.
Wo kriegen wir nun die Ersatzteile her? Ich habe die Promobil App aufgemacht und tatsächlich war keine 30 Kilometer entfernt ein Wohnmobilhändler. Also ab zu Wohnwagen Ullrich. Vor Ort stöberten wir ein wenig durch die Regale und kurze Zeit später sprach uns auch der Verkäufer an und die benötigten Teile waren schnell gefunden. Und wie ich so bin, fragte ich gleich noch nach einer Lösung für unseren Gasgrill. Ich hatte nämlich keine Lust, jedes Mal zum Grillen die 11kg Gasflasche aus dem Womo zu bauen und um dieses herum zu tragen. Viel zu anstrengend. Daraufhin folgte ein wirklich beeindruckendes Verkaufsgespräch. Ich war begeistert und fasziniert, komme ich doch selber aus dem Verkauf. Herr Postleb, unser Verkäufer fragte sogar noch seine Kollegen aus der Montage, ob das von ihm geplante so machbar und vor allem erlaubt wäre. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Herrn Postleb, den wir von seinem wohlverdienten Feierabend abgehalten haben!
Endlich TÜV, ABER…
Druckminderer und Schlau waren innerhalb weniger Minuten ausgetauscht und am nächsten Morgen stand der nächste TÜV-Termin an. Ohne weitere Probleme bestand unser Mobil Gasprüfung, AU und TÜV. Wir waren happy. In der Wartezeit warfen wir mit unserem Kumpel noch einen Blick in die gestern gefundenen zwei Seiten handgeschriebenes Serviceheft. Dabei stellten wir fest, dass der Zahnriemen vor 7 Jahren und über 100.000 Kilometer gewechselt worden war. So ein Zahnriemen ist recht wichtig in einem Motor. Er treibt verschiedene Aggregate am Motor und synchronisiert Ventile und Nockenwelle. Reißt er, dann kommt es zu 99% zu einem Motorschaden. Unser Kumpel Heinz meinte, dass er uns so nicht fahren lässt. Also ab zum Teilehandel und Zahnriemenset bestellt. Dazu gleich noch einen Ölfilter und Keilrippenriemen, denn der quietschte auch schon ein wenig.
Die Teile waren nicht alle vor Ort und mussten bestellt werden. Also blieben wir noch einige Tage in Detmold und Bielefeld, trafen Freunde und arbeiteten. In dem Zusammenhang hatten wir auf Heinz Anweisung hin auch noch mal das Kühlwasser aufgefüllt und die Bremsflüssigkeit kontrolliert. Wenn dann noch der Zahnriemen getauscht wäre, dann hätten wir die Inspektion komplett und wir mehr als bereit für unsere Überwinterungspläne in Spanien!
Freitag Abend parkten wir nahe dem Hermannsdenkmal in Detmold auf einem Stellplatz und besuchten den Hermann. Bisschen Kultur kann ja nie schaden 😉 Als wir später zum Wohnmobil zurück kamen, sagte ich noch zu Steffi im Scherz: „schau mal, unter Simon läuft Wasser aus“. Wir dachten aber beide, dass Wasser vom Berg kommt und nur unter unserem Wohnmobil durchläuft. Schließlich hatte es ordentlich geregnet. Wie falsch sollten wir liegen.
Wo ist das Kühlwasser hin?
Am nächsten Morgen fuhren wir zu Heinz in die Werkstatt, um den Zahnriemen zu wechseln. Er öffnete die Motorhaube und fragte uns: „Wo ist das Kühlwasser?“ Der Ausgleichsbehälter war leer. Ich erinnerte mich an das Wasser vom Vorabend und mir schwante schlimmes. Er setzte ein Ventil auf den Behälter und pumpte Luft rein. Es machte kurz „plunk“ und unser Simon spuckte literweise grünes Kühlwasser aus. Kühler kaputt. Auch das noch und dann auch noch an einem Samstag um 14 Uhr. Heinz telefonierte etwas herum und ein Händler in Bielefeld, der gerade mit seiner Frau auf dem Weg zum Einkaufen war, erklärte sich bereit, den Kühler vor seine Firma raus zu stellen, damit wir ihn abholen konnten. Beziehungen sind in manchen Momenten Gold wert! Einen Kühler zu bestellen hätte uns sicherlich noch eine Woche gekostet.
Wir haben dann als erstes den Zahnriemen gewechselt. Eine Anleitung dazu werde ich seperat noch veröffentlichen. Die Arbeit war etwas fummelig, aber machbar. Ich half Heinz, so gut ich konnte, und nach 3 Stunden waren wir durch. So ein Zahnriemen läuft über mehrere Umlenkrollen. Zwei bei unserem Simon. Bei einer war das Kugellager schon halb auseinandergefallen. Noch etwas Pech und ein paar Kilometer und es wäre ganz kaputt gegangen. Danach wäre der Riemen gerissen – Motorschaden. Glück gehabt. Der Zahnriemen selber hätte sicher noch eine Weile gehalten.
Ein Problem gelöst, ein neues aufgetaucht
Natürlich verlief die Reparatur nicht ganz ohne Komplikationen. Denn jede Reparatur an Simon bringt mindestens ein neues Problem auf den Schirm. Meistens eher zwei. Eine Reparatur-Hydra haben wir da 😉
Der Zahnriemen wird über einen Spanner gespannt. Dieser war komplett festgerostet und zu allem Übel hing der Spanner an der Wasserpumpe. Diese hatten wir nicht mit bestellt. Sie ist teuer und unsere funktionierte noch. Naja, es geht auch ohne den Spanner – erstmal.
Mittlerweile hatte auch der Kühler zu uns gefunden. Sven hatte ihn auf dem Weg mitgebracht. Den alten Kühler hatten wir schon ausgebaut. Er war komplett verrostet. Simon stand halt früher oft am Meer… Das Salzwasser setzt den Stahl- und Eisenteilen mit der Zeit sehr zu. Der Einbau des Kühler selber war fast schon einfach. Nach erfolgreicher Montage wurde wieder neue Kühlerflüssigkeit und Wasser aufgefüllt, die Luft aus dem System entfernt und danach der Motor auf Touren gebracht, um zu überprüfen, ob auch alles ordnungsgemäß funktioniert.
Was soll ich euch sagen? Als eigentlich die Lüfter hätten anspringen sollen, machte es „wusch“ und unser Simon spuckte zum 2. Mal an diesem Tag sein Kühlwasser durch die Gegend. Klar, Kühler repariert, Lüfter defekt. Eine Reparatur erledigt, eine neue Baustelle eröffnet… Wie so oft bei unserem alten Herrn.
Danach versuchten Heinz und Sven noch die beiden Kühler zum Leben zu erwecken. Die hatten aber keinen Bock. Es stellte sich nach einer Stunde Suche heraus, dass die Kabel der Lüftersteuerung im Kabelkanal wohl mal Wasser bekommen hatten. Zwei von dreien waren zwischendrin komplett korrodiert und leiteten damit keinen Strom mehr durch. Als die Ursache erst einmal gefunden war, stellte die Reparatur kein Problem mehr dar.
Ende gut, alles gut
Nun haben wir die ersten 350 Kilometer Richtung Spanien geschafft. Simon ist wieder gesund und hat nun die wichtigsten inneren Organe neu bekommen 😉 Neben dem getauschten Zahn- und Keilrippenriemen, dem neu eingesetzten Kühler, den reparierten Lüftern und dem gewechselten Öl haben wir auch all die Lampen im Cockpit erneuert und sehen jetzt sogar im Dunkeln unsere Temperaturregler! Unsere Solaranlage produziert auch bei Wolken und Regen ein bisschen Strom und wir sind guter Dinge, in vier bis fünf Tagen in Spanien anzukommen.
Wir bedanken uns bei Heinz, Sven und der Firma Würtz in Detmold für die Hilfe! Was hätten wir nur ohne euch gemacht? Und versprochen: Wir kommen so schnell nicht wieder 🙂
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