Wir starten in Stavanger auf zum Preikestolen, eine Felsplattform die 604 Meter senkrecht über dem Lysefjord liegt. Die Aussicht soll atemberaubend sein und nur wenige trauen sich, über den Rand zu sehen. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.
Doch zuerst liegt ca. eine Stunde Autofahrt vor uns. Es geht über eine Landstraße vorbei an grünen Wiesen in denen jede Menge kleine und große Steine liegen. Ein Bild, welches man in Norwegen sehr oft sieht. Mich beeindruckt die Landschaft immer noch mit den steil aufragenden Felsen, den vielen Seen und Fjorden und dem vielen grün.
Unterbrochen wird unsere Fahrt durch eine kurze Wartezeit auf die Fähre, die uns über den Fjord bringen soll. Kaum sind wir ausgestiegen hören wir ein lautes „Maunz“ und ein kleiner roter Tiger steht blinzelnd vor uns und bedeutet uns mit Blicken, dass er sofort etwas zu essen braucht. Der Hund im Auto hinter uns scheint den gleichen Gedanken zu haben, denn er rennt aufgeregt auf der Sitzbank hin und her.
Auf der Fähre kann ich ein paar schöne Bilder der Fjordlandschaft machen, die sich auch auf der weiteren Fahrt dank Sonne von der besten Seite zeigt.
Der Preikestolen ist touristisch gut erschlossen, ob das positiv oder negativ ist, liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Auf dem Parkplatz ziehen wir die Wanderschuhe an, schultern den Rucksack und machen uns an den Aufstieg. Zwei Stunden soll dieser dauern, und über 350 Höhenmeter sind zu überwinden. Die Sonne kommt wieder aus ihrem Wolkenversteck vor und wir machen uns frohen Mutes auf den Weg.
Was uns erwartet, erfahren wir in den ersten 10 Minuten. Der Weg startet als gewöhnlicher Schotterweg mit einer heftigen Steigung. Mein überschwänglich schnelles Tempo wird erst einmal stark gebremst. Nach 3 Kehren weicht der Schotter dann Felsen, die man zu Treppen und Steigen aufgereiht hat. Am Ende dieser Etappe erwartet uns ein kleines Felsplateau auf dem man eine schöne Sicht über den Fjord, die Wälder und auch den Parkplatz hat. Beeindrucken, welche Höhe wir in so kurzer Zeit erreicht haben.
Kurze Rast, ein paar Fotos machen und dann geht es weiter. Der Pfad wird nun wesentlich flacher, führt durch sumpfigen Boden, über abgeschliffene Granitfelsen und Geröllfelder. Alles jedoch aufbereitet, damit auch wirklich jeder zu seinem Ziel gelangen kann.
Wir sind gegen 10 Uhr gestartet und es wird auf dem Weg immer voller und voller. An den Wortfetzen und Gesichtern kann man die unterschiedlichsten Nationen erkennen, die dieses Plateau besteigen wollen. Ich sehe und höre Chinesen, Japaner, Franzosen, Holländer, Spanier, Briten, Amerikaner und auch jede Menge Deutsche, Norweger und Dänen, die den Berg mit uns zusammen erklimmen. Die Menschenmengen nerven mich an einigen Stellen ein wenig.
Wenn man unterwegs etwas genauer abseits des Weges schaut entdeckt man auch das eine oder andere Zelt. Einige davon an wirklich schönen Fleckchen, ich glaube, ich muss auch noch einmal wiederkommen und eine Nacht hier oben verbringen. Die beiden auf dem folgenden Bild haben mit Abstand das beste Fleckchen gefunden.
Nach zwei Stunden Aufstieg haben wir es dann geschafft und sehen uns mit Menschenmassen konfrontiert, die den Ausblick auf dem Preikestolen genießen oder versuchen, das spektakulärste Foto zu schießen. Ich tue es den Anderen gleich und stelle mich an den Rand und blicke gute 600 Meter nach unten in den Fjord. Für Menschen mit Höhenangst ist dieser Blick nichts und auch mein Körper schüttet einen gefühlten Liter Adrenalin aus. Ich denke mir, wären wir jetzt in Deutschland, dann würden wir nicht mehr als 3 Meter an den Abgrund heran kommen und von Zäunen vorher gestoppt werden. Doch damit würde dieser Platz seinen Reiz komplett verlieren. Eine kurze Recherche im Internet zeigt mir, dass es in den letzten Jahren nur einen Suizid und keinen Unfall gab. Es scheint fast so, also ob der Staat die Menschen gar nicht überall regulieren und einschränken muss, es funktioniert auch so. Aber ich schweife ab…
Mein Preikestolen Foto:
Da oben zu stehen, die Aussicht genießen, die wirklich großartig ist, den Kick spüren, am Rand zu stehen und 604 Meter nach unten zu schauen sind es wirklich wert, den Weg zu gehen. Wer unterwegs seine Ruhe haben will, kann sich einfach abseits des Weges auf einen Felsen hocken und die grandiose Aussicht auf den Fjord und das Land genießen.
Mein Fazit:
Wer an Norwegens Westküste unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher zum Preikestolen machen. Macht euch wirklich früh auf den Weg. Um sieben oder acht Uhr vom Parkplatz zu starten ist eine gute Ideen und man hat zumindest beim Aufstieg noch seine Ruhe.
Wanderschuhe empfehle ich auf jeden Fall. Gute Turnschuhe tun es auch, aber auf Grund der Sohle rutscht man auf staubigem Fels eher mal weg als mit Wanderschuhen. Funktionskleidung aus mehreren Schichten ist ebenfalls sinnvoll. Im Wald beim Gehen und in der Sonne war es sehr warm. Oben auf dem Berg, wenn man im Wind steht, ist es mit dem T-Shirt aber zu kühl.
Übernachtungen:
- nahegelegener Campingplatz
- Preikestolen Vandrerhjem
- Fossanmoen
- Lysefjorden Marina Gästehafen
- Lilland Hotell
- Zimmer in Jørpeland
- Stavanger
Plant außerdem 100 NOK für den Parkplatz ein, falls ihr mit dem Auto anreist.
Und zu guter Letzt noch ein paar Bilder:
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