Jetzt sind wir schon nahezu am Ende der Nordküste Spaniens angekommen. Morgen schwenken wir endgültig nach Süden Richtung Portugal. Und ich wollte so oft einen neuen „täglichen Reisebericht“ schreiben…
Zum Beispiel in Bilbao wo wir zwar auf einem mit 15€ pro 24h nicht ganz günstigen Stellplatz standen, aber die Sicht so grandios gewesen ist, dass wir doch noch einen Tag dran gehängt haben. (Außerdem wollten wir sehen, ob nicht doch irgendwann ein Hobbit aus dem Bilbobus aussteigt 🙂 )
Oder von dem kleinen total neu angelegten Parkplatz ohne Meerblick, auf dem wir ganz allein – von den Kühen einmal abgesehen – gestanden haben. Dort war nachts außer einem Käuzchen nichts zu hören und nebenan führte ein schöner Weg in die nächste Bucht.
Oder von unserer Ankunft in Kantabrien, in das wir uns spontan verliebt haben. Müssten wir nicht Anfang November im Süden von Portugal sein, hätten wir uns dort wohl von grüner Klippe zu grüner Klippe gehangelt um anschließend in den Picos de Europa zu versinken.
Oder aus Asturien mit den riesigen Talbrücken und beeindruckenden Schluchten, die zu wunderschönen Buchten ans Meer führten.
Irgendwie haben mich aber immer die Arbeit in Kombination mit der wunderschönen Landschaft und den interessanten Bekanntschaften davon abgehalten.
Also schreibe ich meinen „täglichen Reisebericht“ jetzt erst und erzähle von unserer Nacht auf dem Stellplatz nahe Coaña mit dem tollen Blick auf eine Bucht und einen Leuchtturm.
Und von dem Fahrradfahrer, der uns verfolgt hat, als wir auf dem Weg zu eben diesem Platz gewesen sind. Beeindruckend schnell und hartnäckig ist er gewesen 😉 Thomas war sein Name und er war völlig begeistert, dass er in Spanien tatsächlich ein Wohnmobil aus Zwickau getroffen hat, seiner Geburtsstadt. Mittlerweile lebt er in Stuttgart. Und alle zwei Jahre nimmt er den Jahresurlaub der vergangenen Jahre und Überstunden und fährt von Stuttgart – mit einem kleinen Abstecher nach Höxter – über die Atlantikküste, Madrid und Barcelona nach Saragossa. Mit dem Fahrrad. Und einem Zelt. 12.000 km. In 6 Monaten. Und da sag noch mal einer wir wären verrückt…
Wenn sich solche Gelegenheiten ergeben, dann muss man sie nutzen – sozusagen die Feste feiern, wie sie fallen. Anstatt also am täglichen Reisebericht zu sitzen, haben wir lieber gequatscht, getrunken, die beiden Zwickauer haben in Erinnerungen geschwelgt und Chief hat sich gefreut, dass endlich jemand mit ihm kuschelt. (Tun wir ja NIE! 😀 )
Nach einem gemeinsamen recht späten Frühstück sind wir dann aufgebrochen. Thomas direkt an der Küste entlang, wir über die A8. Wenigstens ein Stückchen. Bis wir in Galizien angekommen sind. Da hatten wir noch 60 km vor uns aber immer noch 2 h. Wir dachten ja an einen Fehler im Navi oder einen Stau. Bis wir dann durch die galizischen Berge geschlichen sind. Zwischendurch hatten wir das Gefühl im Urwald zu sein. Denn anstatt Nadelhölzern sind hier links und rechts Eukalyptuswälder mit Farn und gelegentlich mal einer Palme. Gesehen haben wir abgesehen von ein paar Kühen niemanden. Es war ein wenig verwunschen. Und dann fährt man durch den touristisch erschlossenen Ort Viveiro mit seiner malerischen Bucht und wundert sich, wo all die Menschen her kommen. Glücklicherweise hatten wir da immer noch 30 km und eine Stunde Fahrtzeit vor uns… fast griechische Verhältnisse, wie wir uns haben sagen lassen.
Und nun stehen wir hier. Am ziemlich nördlichsten Zipfel Spaniens auf einem kleinen Parkplatz. Um uns herum das Meer, Strand, Eukalyptuswälder und der Blick auf die Lichter vom Örtchen O Porto de Bares.
Nach der doch recht anstrengenden Anfahrt wollten wir wenigstens 2 Nächte bleiben. Heute haben wir so lange mit unseren gestern angekommenen Nachbarn gequatscht, dass es sich auch nicht mehr gelohnt hat, weiter zu fahren. Warum auch? Wir haben hier alles, was wir brauchen. Frisches Wasser, einen Müllcontainer, für den Notfall eine Toilette und Dusche und so viel Platz und Abgeschiedenheit, dass Chief nahezu die ganze Zeit frei herum laufen und mit Pepe, dem „Nachbarshund“ spielen kann.
Und da heute doch auch mal die Sonne durchgekommen ist, haben wir auch wieder genügend Strom. Im Örtchen ist ein Bäcker. Was brauchen wir mehr?
Und warum mussten wir noch mal weiter? Ach ja, Portugal ruft!
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