Man könnte ja denken, dass wir abgetaucht sind oder das Arbeiten von unterwegs aufgegeben hätten oder irgendetwas in der Richtung. Schließlich ist unser letzter Beitrag nahezu ein halbes Jahr her. Aber nein, wir können dich beruhigen: es hat nur einfach wieder einmal nicht so geklappt mit dem Gang runterschalten, ausspannen und das Leben genießen.
Jammern auf hohem Niveau
Wobei das Letze stimmt eigentlich nicht. Unser Leben genießen wir eigentlich fast immer. Nur halt irgendwie nicht so entspannt, wie wir es uns für diese Überwinterung vorgenommen hatten. So mit Urlaub und Akkus aufladen und so, das hat nur bedingt funktioniert. Warum eigentlich? Wir machen doch nur Urlaub! Muss ja so sein, weil wir ja im Wohnmobil leben, oder? Aber wie die liebe Nima so schön in ihrem Artikel „Zieh in den Van und werde glücklich“ beschrieben hat: Du nimmst halt deine Probleme und die Arbeit mit auf Reisen. Und ein Wohnmobilalltag ist mitnichten so viel einfacher.
Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, wir würden nur jammern. Denn ganz so schlimm ist es gar nicht. Es ist diesen Winter nur anders, weil wir alle so viel müder in unsere Reise gen Süden gestartet sind und die Arbeitsbelastung nicht wirklich weniger geworden ist. Und vielleicht bleiben auch nur die negativen Eindrücke bestehen, weil man die positiven schon kennt?
Die fehlende Reise-Arbeits-Balance in Frankreich
Am Anfang unserer nächsten Überwinterungsphase ist von einer entspannten, geruhsamen Reisen-Arbeits-Balance nicht viel zu bemerken. Wir haben uns immer wieder vorgenommen nicht so viel zu fahren und mal 2-3 Nächte an einem Ort zu bleiben, um ein bisschen mehr das Gefühl von Entspannung zu erleben. Aber irgendwie scheint gerade am Anfang nicht der Weg das Ziel zu sein, sondern der Weg der Weg und das Ziel das Ziel, das wir aber leider zwischendurch gar nicht so genau benennen konnten. Klar, es sollte Richtung Süden gehen. Und im Grunde genommen treibt uns selten etwas. Trotzdem fühlen wir uns immer wieder so getrieben?
Das hat sich insbesondere bei unserer diesjährigen Frankreich-Durchquerung gezeigt. Wir hatten es erst in Longues-sur-Mer geschafft, mal 2 Nächte an einem Ort zu bleiben.Davor hat es aus diversen Gründen nicht geklappt.
Der erste Versuch in LeHavre-Antifer endete früh am Ende der ersten Nacht mit der Erkenntnis, dass unser Kühlschrank über Nacht abgetaut war. Der erste Verdacht, der Wind hätte die Gasflamme ausgepustet, wurde durch Überlegungen (normalerweise hätte der Zündfunken dann die ganze Nacht geklackert) ausgeräumt. Da Sebastian trotz Aufschrauben und sauber pusten nichts ausrichten konnte und der Kühlschrank sich konstant weigerte überhaupt auch nur das Zündfunkenklackern zu zeigen, hieß es weiterfahren und Strom suchen.
Den fanden wir zwar nicht auf dem kleinen Stellplatz in St. Romain-de-Colbosc (der – bemerkenswerterweise kostenlose – Strom auf dem an sich kostenlosen und sehr durchdacht angelegten Stellplatz wird zum 30.09. abgestellt) dafür zündete unser Kühlschrank wieder. Versteh einer diese alten Geräte. Sie haben ja doch irgendwie ihre ganz eigenen Macken.
Der zweite Versuch auf dem Stellplatz in Merville-Franceville endete am nächsten Vormittag mit der Ankunft neuer Nachbarn, die durch das Aufklappen ihrer Satellitenanlage unser Internet so nachhaltig stören, dass Sebastian seine Vorlesung nicht sinnvoll zu Ende bringen kann. Also flüchten wir wieder und landen in Longues-sur-Mer. Dort bleiben wir tatsächlich zwei Nächte bis uns das schlechte Wetter einholt. Das treibt uns dann relativ schnell durch Frankreich. Einen entspannten Start hatten wir uns doch anders vorgestellt.
Planänderungen in Nordspanien
Auf den Norden Spaniens haben wir uns seit unserer schönen Zeit im vergangenen Winter (das kannst du unter anderem hier nachlesen) gefreut. Und er enttäuscht uns im Grunde genommen auch wieder nicht. Die Landschaft ist nach wie vor grandios! Wir haben nur leider immer wieder unsere gemachten Pläne über den Haufen werfen müssen. Sei es, weil Chief nach einem kleinen Zusammenstoß mit Mandy’s Marko aussieht wie Quasimodo und wir anstatt beschaulich in der Natur zu stehen, mehrere Nächte nahe der wirklich sehr empfehlenswerten Clínica Veterinaria Salburua im nicht ganz so beschaulichen Vitoria-Gasteiz verbringen. Oder weil uns ein Sturm mitten in der Nacht zur Flucht von unserer Lieblingsklippe zwingt. All das ist nicht wirklich schlimm. Aber Veränderungen kosten nun einmal Energie. Das gilt genauso auch für Planänderungen.
Dazwischen liegen viele arbeitsreiche Stunden und Flüge nach Deutschland. Aber auch mehrfaches Wiedersehen mit Mandy von Movin’n’Groovin und Nima und Steve von Abenteuer unterwegs.
Es wird geruhsamer in Portugal?!?
Nach einigen letzten regnerischen Tagen und Nächten auf dem ziemlich neuen und sehr empfehlenswerten Stellplatz Atalaia Camper Park in Foz finden wir mit Nima und Steve auch die Sonne wieder. Wir starten in Spanien an den heißen Quellen in Ourense und tingeln langsam die portugiesische Küste entlang. Zwischendurch schließt sich uns auch Mandy wieder an und wir verbringen viele tolle Abende mit gemeinsamem Essen und Trinken im Simon.
Zwischendurch repariert Sebastian unser undichtes Fenster, ich fliege für einen weiteren Workshop nach Deutschland und der nächste Sturm pustet uns von der Küste ins Landesinnere. Anfang Dezember stoßen dann Nele und Jalil zu uns und wir verbringen wieder einmal arbeitsreiche Wochen mit alten und neuen Projekten. Nach einem gemütlichen – wenn auch langsam etwas beengten – Weihnachtsessen im Simon (8 Personen plus unser „Hündchen“ sind wirklich die Grenze!) ist es Zeit für einen einsamen Jahreswechsel.
Das gelingt uns auch bevor wir uns wieder zu einer Arbeitswoche zusammenfinden und die Entscheidung treffen, dem Universum nachzugeben und ein neues Wohnmobil zu kaufen. Denn wie heißt es so schön? Man muss die Wohnmobile kaufen, wie sie (auf)fallen 😉 Was diese Entscheidung allerdings bedeutet, erzähle ich im nächsten Beitrag.
Du siehst also, so wirklich ist es nicht geruhsamer und entspannter geworden in Portugal. Für uns hat es sich zwar wirklich wie Nach-Hause-Kommen angefühlt (insbesondere natürlich auch die Zeit bei unserer Quasi-irgendwie-auch-Familie in Centieira), aber das mit dem Urlaub machen hat einfach nicht geklappt. Und mal 1-2 Tage nicht arbeiten lädt die Akkus einfach nicht adäquat wieder auf. Denn auch im viel gelobten Vanlife nimmst du deinen Alltag mit. Und auch wenn nur noch 11 statt 84 qm zu putzen sind, werden doch andere Dinge etwas komplizierter. Wäsche waschen beispielsweise oder die Suche nach dem nächsten schönen Stellplatz.
Ja, wir jammern wirklich auf sehr hohem Niveau. Und nein, wir bereuen unsere Entscheidung immer noch nicht. Ich wollte nur einfach einmal zeigen, was zur Funkstille der letzten Monate beigetragen hat.
Ihr zwei seit eine Wahnsinns Inspiration! Danke! Ich war schon immer ein Reisender, aber ich merke langsam man muss im Leben genau dass durchziehen was man möchte, scheiss drauf was andere alles denken.
Das freut uns aber zu lesen, danke schön 😀
Und ja, es tut manchmal wirklich gut, nicht auf die anderen sondern auf sich selber zu hören!
Viel Spaß und Erfolg auf Deinem Weg.
Steffi