Duluth und Umgebung

Eingang zum College of St. Scholastica in Duluth, MN

Ich arbeite seit Anfang des Jahres als MTLA-Lehrerin in Elternzeitvertretung an der Medizinischen Berufsfachschule in Leipzig. Diese hat seit knapp 20 Jahren ein Schüleraustauschprogramm mit dem College St. Scholastica (CSS) in Duluth, Minnesota, Amerika, das ich in diesem Herbst als Lehrerin begleiten durfte. Dafür ging es vom 22.09. bis 09.10.2013 zum ersten Mal für mich über den großen Teich nach Amerika.

Anreise

Für mich war schon alleine die Buchung des Fluges aufregend, denn zum einen hat sich auf allen anderen Reisen immer Sebastian um alles gekümmert und zum zweiten führen viele Wege nach Duluth! Allen ist es gemein, dass man zuerst in einem großen Flughafen in Amerika landet und dort die Einwanderungskontrolle passiert, da es keinen Transitbereich gibt. Das heißt, dass man nach der Immigration sein Gepäck vom Gepäckband nehmen und es zur amerikanischen Sicherheitsüberprüfung bringen muss, um es dort wieder neu für den inneramerikanischen Flug aufzugeben. Danach geht man dann mit seinem Handgepäck durch eine erneute Sicherheitskontrolle. Und wenn – wie bei uns – der nächste Flug nur sehr kurz und damit die Maschine nur sehr klein ist, muss man alles Handgepäck, das größer als ein kleiner Rucksack ist, abgeben. Denn in den kleinen gerade mal 48 Passagiere fassenden Maschinen ist wirklich kein Platz für Trollies! Hat man das System erst einmal verstanden, dann versteht man auch, warum man in den großen Flughäfen in Amerika so viel Zeit (minimum 3h) zum Umsteigen einplanen muss! Und erst recht wenn man in Chicago umsteigt, so wie wir. Ein riesiger Flughafen. Und das alles habe ich ohne Sebastian und mit der Verantwortung für drei Schülerinnen absolviert. Puh… Ganz schön aufregend! Aber es hat mich auch unglaublich stolz gemacht, dass ich es geschafft habe.

Die Landschaft

In Duluth empfing uns der schönster Altweibersommer! Strahlend blauer Himmel, angenehme 21° Celsius und eine Landschaft, in der sich gerade das Laub anfing zu verfärben. Das ist in Minnesota wirklich spektakulär! Zum einen liegt das daran, dass es zahlreiche Ahornbäume gibt, die einfach die schönsten Laubverfärbungen zeigen von grün über orange, rot, gelb nach braun – und das oftmals alles zusammen an einem Baum. Zum anderen liegt es daran, dass es in Minnesota und vor allem um Duluth herum einfach so viel mehr Bäume als in Deutschland gibt! Wenn man sich eine Reisezeit aussuchen kann, dann würde ich immer wieder den Herbst nehmen.

Altweibersommer in Duluth
Altweibersommer in Duluth

Lake Superior

Und nachdem ich dann auf dem Weg in die Gastfamilien schon die Landschaft bestaunt hat und mich in den ersten – anfangs holprigen, mit der Zeit immer flüssigeren – englischen Sätzen versucht habe, konnte ich den ersten Blick auf den Lake Superior erhaschen.  Er ist der größte der großen Seen in Nordamerika und hat sogar eine eigene Zeitung. Er ist mit über 82 000 km2 der flächenmäßig größte Süßwassersee der Welt. Seine Wassermenge von über 12 000 km3 macht ihn gemessen am Volumen „nur“ zum drittgrößten See der Welt. Allerdings reicht sein Wasser immer noch aus um die gesamte Fläche von Nord- und Südamerika 30 cm tief unter Wasser zu setzen! Um den Lake Superior einmal komplett zu umrunden, braucht man mindestens 23h und würde zweimal die Grenze zwischen Kanada und Amerika überqueren. Durch seine Größe und Tiefe hat der Lake Superior Gezeiten und Temperaturen um 2°C und heizt sich selbst im Sommer nicht sonderlich auf. Man fühlt sich also eher wie an der Ostsee und weniger wie an einem durchschnittlichen deutschen See.

LS Lift Bridge
Lift Bridge – das Wahrzeichen von Duluth am Lake Superior
Ufer des Lake Superior
Ufer des Lake Superior

Briar Lake

Wobei es auch zahlreiche kleinere Seen in Minnesota gibt. Es nennt sich nicht umsonst „Land of 10 000 Lakes“. Und ein Großteil auch der kleineres Seen ist wirklich sehenswert mit seinen waldigen Ufern und der idyllischen Einsamkeit. Meine Gastmutter hat eine Hütte im Wald direkt an einem kleineren See, dem Briar Lake. Solche Hütten sind für die Minnesoten das, was für uns die Kleingärten sind. Es gibt oftmals Elektrizität, aber selten fließendes Wasser. Man kann sie auch mieten, wenn man niemanden kennt, der eine Hütte hat: LakePlace. Und wenn man dann da ist, kann man in den umliegenden Wäldern wandern gehen – sollte sich nur nicht verlaufen, weil es Wölfe und Bären, aber kaum befestigte Wege gibt – oder auf dem See Jetski (so spaßig!) oder Kanu (so schwierig!) fahren. Oder man geht fischen oder jagen. Oder sitzt so wie ich faul in der Sonne!

Altweibersommer am Briar Lake
Altweibersommer am Briar Lake
Relaxen
Relaxen
Hütteneigener Zugang zum Briar Lake
Hütteneigener Zugang zum Briar Lake
Hütte im Wald am Briar Lake
Hütte im Wald am Briar Lake

Chester and Tischer Creek

Wo man steht und geht sieht man Wasser in Minnesota! Das liegt nicht nur an den unzähligen großen und kleineren Seen, sondern auch an den zahlreichen Zuflüssen in die größeren Seen. Denn gerade der Lake Superior möchte irgendwoher gespeist werden. Man findet alleine in Duluth über 40 Bäche mit Wasserfällen, an denen man wundervoll wandern gehen kann. Es sind oftmals leicht bis gar nicht befestigte Wege oder vielmehr Trampelpfade, dafür ist man die allermeiste Zeit auch alleine mit sich und der Natur. Und das mitten in der Stadt! Wer Natur mag, der sollte sich unbedingt auf die Suche machen. Eine Übersicht über die Wanderpfade in Duluth gibt es hier. Einige Wege sind öffentlich und offiziell von der Stadt mit Hinweisschildern ausgestattet wie z.B. der Chester Park. Der darin fließende Chester Creek beginnt in der West College Street am College St. Scholastica, das ich besucht habe, und fließt Richtung Downtown. Der Weg entlang des Chester Creek endet an der East 4th Street. Es ist ein Wanderpfad auf dem man durchaus auch den einen oder anderen Jogger oder Wanderer trifft.

Chester Creek
Chester Creek
Chester Creek Teich
Beginn des Chester Creek

Bei anderen Bächen und Wasserfällen wie dem Tischer Creek gibt es nur für einen kurzen Teil einen befestigten Weg. Wenn man aber den unbefestigteren Wegen weiter folgt, dann wird man mit den unberührtesten und einsamsten Bächen belohnt. Dort trifft man kaum mal einen anderen Menschen.

Tischer Creek
Tischer Creek

Das „Touristenprogramm“

Der Unterricht am sehr sehenswerten College St. Scholastica und das Kennenlernen des amerikanischen Gesundheits- und Bildungssystems hat den größten Teil meiner Zeit in Anspruch genommen. Dennoch habe ich neben den Seen und Bächen auch den einen oder anderen Ausflug unternommen. Als Ausgleich zum Lernen und um ein bisschen mehr von Minnesota kennen zu lernen.

Bike Ride auf dem Willard Munger State Trail

In Minnesota sind Outdoor-Aktivitäten sehr beliebt. Und da der Personenverkehr per Zug nicht sehr frequentiert wird, wurden viele Bahnstrecken  still gelegt und in Naherholungsgebiete umgebaut. Und auf so einer Strecke, dem Willard Munger State Trail, der zwischen Duluth und Hinckley verläuft, hatte ich das Vergnügen (?!?) eine Fahrradtour mitzumachen. Genauer gesagt haben wir ein paar Meilen auf dem Alex Laveau Memorial Trail genannten Teil erradelt. Er wurde zu Ehren eines ehemaligen Landrates und Milchbauern aus der Region benannt, der sich stark dafür engagiert hat, die still gelegten Zugstrecken neu zu gestalten. Er beginnt mehr oder weniger am Willard Munger Inn in Duluth, wo man sich auch durchaus ordentliche Fahrräder mieten kann. Von dort aus sind wir 8 Meilen (knapp 13 km) durch eine wirklich wunderschöne Landschaft geradelt. Der Weg ist zum Teil asphaltiert, zum Teil unbefestigt, geht zwischen Felsen hindurch oder an Abhängen entlang und immer an den wunderschönen herbstlich verfärbten Bäumen vorbei. Allerdings geht es in dieser Richtung beständig bergauf! Man sollte sich für den Hinweg also viel Motivation mitnehmen!

Munger Trail Bike Ride
Munger Trail Bike Ride

Wir hatten wenigstens ein Ziel: amerikanisches Essen im Buffalo House. Es ist ein uriges Restaurant mit Sportsbar, das zu einem Campingplatz gehört. Dort habe ich meinen ersten amerikanischen Burger gegessen und war wirklich positiv überrascht. Woran man sich in amerikanischen Restaurant allerdings gewöhnen muss, ist die Unmenge an Eis in den Getränken und an die Rechnung, die man sofort bekommt, wenn man aufgegessen hat und nichts mehr bestellt.

Buffalo House Restaurant
Buffalo House Restaurant

So gestärkt ging es dann auf den Rückweg, der dank ständigem Bergab auch mir Freude bereitet hat. Was man im Übrigen bei seinen Fahrradtouren in Duluth beachten muss: die Fahrräder haben kein Licht und keine Klingel und auch die Trails sind nicht beleuchtet. Man sollte also vor Einbruch der Dunkelheit am Zielort angekommen sein, sonst wird es unangenehm! Es ist wirklich stockdunkel auf den Wegen. Und es gibt eine Menge wilder Tiere dort, die im Dunkeln bedeutend besser sehen als wir.

Munger Trail Bike Ride
Munger Trail Bike Ride

North Shore

Hat man ein Auto und ein wenig Zeit, dann lohnt sich ein Ausflug die Küste des Lake Superior entlang Richtung Norden und kanadische Grenze. Auf den knapp 250km liegen acht State Parks und schon alleine die Fahrt bietet immer wieder fantastische Aussichtspunkte auf den Lake Superior. In den Parks gibt es verschiedene Wander- oder Radwege, im Winter Ski- und Snowboardpisten, man kann Kajak fahren oder fischen gehen, campen oder nur picknicken. Eine tolle Übersicht über all die Möglichkeiten am North Shore findet ihr hier. Für die drei folgenden Parks und Aussichtspunkte habe ich inklusive Picknick und abschließendem Pie-Essen bei Betty’s Pies (angeblich die besten am North Shore – was ich traurigerweise nicht beurteilen kann, weil es leider die einzigen waren. Aber so lecker!) einen guten Tag gebraucht. Man kann sich aber überall auch wesentlich länger aufhalten.

Gooseberry Falls State Park

Der Duluth am nächsten gelegene Park (ca. eine Autostunde entfernt) ist der Gooseberry Falls State Park. Er hat eine schöne und informative Besucherinformation, von der aus die verschiedenen und gut ausgeschilderten Wanderwege beginnen. Ich bin von den beeindruckenden mittleren und unteren Wasserfällen gestartet. Dort kann man gerade im Herbst, wenn es noch nicht viel geregnet hat, über die vielen Felsen vorbei an den faszinierenden Bäumen klettern und so tolle Einblicke bekommen, wie Wasser eine Landschaft verändern kann. Danach bin ich entlang des Gooseberry Rivers bis zum Lake Superior gewandert. Es gibt entlang des befestigten Weges einige Bänke an besonders schönen Aussichtspunkten auf die Wasserfälle. Man sollte auf jeden Fall Zeit und einen Fotoapparat mitnehmen! Am Lake Superior angekommen gibt es eine Picknickstelle (Pump House) an einer kleinen Bucht mit einem wunderschönen Blick vom Fluß auf den großen See. Wer mutig ist kann auch auf den kleineren Felsen klettern und direkt auf den Lake Superior schauen. Oder man nimmt einen der anderen Wanderwege, die ihr hier findet und endet an den Aussichtsplattformen noch höher über den See. Es gibt in diesem Park auch die Möglichkeit zu campen oder sogar zu heiraten.

Middle Falls im Gooseberry Falls State Park
Middle Falls im Gooseberry Falls State Park

Gooseberry Falls State Park
Gooseberry Falls State Park
Mündung des Gooseberry Rivers in den Lake Superior
Mündung des Gooseberry Rivers in den Lake Superior

Split Rock Light House

Entlang der Küste des Lake Superior gibt es zahlreiche Leuchttürme. (Eine vollständige Übersicht über sämtliche Leuchttürme am Lake Superior und in ganz Amerika findet ihr bei den Leuchtturm-Freunden.) Ca. 15 Autominuten vom Gooseberry Falls State Park entfernt liegt der Split Rock Lighthouse State Park. Das Split Rock Lighthouse ist einer von vier Leuchttürmen entlang des North Shore. Er wurde nach einem heftigen Sturm 1905, bei dem mehrere Schiffe vor Split Rock untergegangen sind, in Auftrag gegeben und war von 1910 bis 1969 in Betrieb. Es lohnt sich auf jeden Fall die ca. 20minütige Tour mitzumachen, bei der ihr (auf englisch) alles wissenswerte über das Arbeiten und Leben in Split Rock erfahrt. Sie startet im Besucherzentrum, in dem ihr nicht nur Andenken und die Eintrittskarten erwerben sondern auch einen Film sehen oder lustige Fotos machen könnt. Der Leuchtturm ist nach wie vor funktionsfähig und kann besichtigt werden. Zu besonderen Anlässen scheint er mit einer Lichtshow über den Lake Superior. Sowohl der Leuchtturm als auch zwei der drei Wohnhäuser der ehemaligen Leuchtturmwärter sind nach historischem Vorbild restauriert worden. Ihr könnt euch dort mit Angestellten in historischer Kleidung fotografieren lassen. Und für die sportlichen führt eine knapp 200 Stufen zählende Treppe vom Split Rock hinunter an den Lake Superior zur ehemaligen Pumpenstation. Auf der Hälfte der Treppe ist eine Aussichtsplattform, die einen tollen Blick durch die Bäume auf den Leuchtturm auf seiner Klippe bietet. Und wer ein bisschen Zeit mitbringt, der kann eine Bootstour zu den Schiffswracks am Split Rock machen. Bei gutem Wetter und wenig Wind soll man durch die dann glasklare Wasseroberfläche die gesunkenen Wracks deutlich sehen können.

Split Rock Lighthouse
Split Rock Lighthouse
Split Rock Lighthouse
Split Rock Lighthouse

Palisade Head

Noch einmal ca. 15 min Richtung Norden liegt der Aussichtspunkt Palisade Head. Er gehört zum Tettegouche State Park und ist ein Mekka für Kletterfreunde. Es besteht, wie der Shovel Point etwas weiter nördlich, aus dem an der Küste des Lake Superior eher seltener vorkommenden Vulkangestein. Man kann mit dem Auto bis nach oben fahren und hat dort einen phantastischen Blick über den Lake Superior. Es gibt allerdings nur an einer Stelle eine flache Mauer. Ansonsten kann man über die Felsen direkt an die Klippe kraxeln. Mir persönlich hat der Blick über den steilen Rand in den glasklaren Lake Superior gereicht, um schnell wieder zwei Schritte zurück zu machen und einfach nur den Ausblick zu genießen. Aber ich habe tatsächlich gesehen, dass sich dort an den Felsen des Palisade Head Leute abgeseilt haben. Allerdings darf man das nicht einfach so, sondern braucht dafür eine Erlaubnis.

Palisade Head
Palisade Head
Blick über den Palisade Head
Blick über den Palisade Head

Was man noch in Duluth unternehmen kann, was ich in den Twin Cities erlebt habe und wie ich wieder nach Hause gekommen bin, erzähle ich im Teil 2 meines Reiseartikels über meine Reise nach Amerika.

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Über Steffi 80 Artikel
Ich bin Stefanie und reise mit meinem Mann als Digitale Nomaden um die Welt. Auf unserem Blog schreibe ich hauptsächlich über die Gedanken und Vorbereitungen auf dem Weg zum Start unserer Reise ebenso wie die Aufgaben, die sich uns unterwegs stellen.

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