Von Ängsten, Zweifeln und Komfortzonen

Wellen im Meer
Manchmal wühlen uns Zweifel auf wie ein Sturm das Meer.
Wellen im Meer
Manchmal wühlen uns Zweifel auf wie ein Sturm das Meer.

Von außen betrachtet, sieht unser Leben ein bisschen nach immer währendem Urlaub aus. Leicht und locker. La dolce vita. Oder besser zum Land passend: ¡Qué vida! Und dennoch plagen auch uns manchmal Ängste und Zweifel.

Wie ich dir schon vor ein paar Tagen beschrieben habe, ist es gewollt, dass wir nur die schönen Seiten zeigen. Weil wir unser Leben, eigentlich das Leben an sich, als schön empfinden. Daran hat sich auch nichts geändert. Denn das Leben schön zu finden und trotzdem Zweifeln oder Ängsten zu begegnen, schließt sich nicht gegenseitig aus. Ich denke sogar, dass es eher der Normalzustand ist.

Dabei ging es dieses Mal auch gar nicht um unseren Lebensstil. Oder darum, dass ich mich gefragt habe, warum ich das eigentlich mache. Es ging um das Ausweiten meiner Komfortzone.

Schwarz-weiß-Bild von dunklen Wolken über einem Teich mit Springbrunnen
Nein, auch bei uns scheint nicht immer die Sonne…

Verlasse deine Komfortzone – oder nicht?

Es wird, gerade wenn es um das Leben auf Reisen oder als Digitale Nomaden geht, oft über das Ausweiten der eigenen Komfortzone gesprochen. Darüber, wie wichtig es ist, die eigenen Ängste zu überwinden und sich aus starren Denkmustern und alten Konventionen zu befreien.

Oft entsteht der Eindruck, dass du nur wer bist, wenn du auch etwas wagst. Denn nur wer wagt, gewinnt.

Grundsätzlich bin ich durchaus dieser Meinung. Auch ich glaube, dass du dich nur weiter entwickeln kannst, wenn du deine Komfortzone immer wieder ein wenig erweiterst und auch mal mutig bist. Schließlich sagt ein Sprichwort, das Mischa von Adios Angst – Bonjour Leben gerne nutzt:

Mut ist Angst plus ein Schritt

Nur mit Mut schaffst du es, deine Ängste zu überwinden.

Aber ich bin ebenso fest davon überzeugt: das geht nicht um jeden Preis!

Im Vordergrund ein unscharfes Namenschild im Hintergrund ein scharfes
Alleine ohne Sebastian mit Simon in Spanien – ja das macht mir Angst!

Meine Komfortzone endet hier

Wenn du unseren Berichten vom Reisen mit Simon folgst, dann weißt du vielleicht, dass Sebastian am Montag für ein paar Tage beruflich nach Berlin fliegt. Das bedeutet, ich bin alleine mit unserem Simon in Spanien. Als Sebastian mich gefragt hat, ob das in Ordnung ist, war der Zeitpunkt noch so weit weg. Es hat mir ein wenig Bauchkribbeln bereitet, aber ich konnte ruhigen Gewissens „ja klar“ sagen. Schließlich vertraue ich in meinem Leben ganz fest darauf, dass alles gut werden wird.

Dann haben wir Nima und Steve von Abenteuer Spanien in den Bergen besucht. Die beiden leben und arbeiten auch auf vier Rädern. So wie wir. Und doch ganz anders. Denn sie stehen hauptsächlich frei, was ich bei dem Bewegungsdrang (nicht nur) der beiden Hunde total verstehen kann. Nicht nur die tollen Aussichten machen das freie Stehen lohnenswert, auch die Ruhe und Stille sind teilweise atemberaubend. Nach den entspannten Tagen an „unserem Strand„, kam die Idee auf, dass ich mich ihnen in der Zeit, in der Sebastian in Berlin ist, anschließe.

Ok, ich bin noch nicht die versierteste Fahrerin unseres Simons, aber wir wären dann zu dritt plus zwei Hunde, also kein Problem.

Denkste, Puppe.

Ein Gebäude versinkt im Nebel
Ängste und Zweifel lassen die eigenen Wünsche wie im Nebel versinken.

Da habe ich aber Rechnung ohne meinen Bauch gemacht. Denn als wir heute am Stellplatz Camper Areas M&H „El Rincon“ nahe Malaga angekommen sind, wurde ich nicht nur vom „Opa-Charme“ des Betreibers überrumpelt. Auch das Gefühl „Ja, hier fühle ich mich auch ohne Sebastian wohl“ war sofort da.

Eigentlich alles kein Problem, wenn da nicht die kleine Stimme in meinem Kopf gewesen wäre, die mir sagt „Du hast doch nur Angst! Und du verpasst die Chance deines Lebens! Was soll denn passieren?“ Und die andere etwas lautere Stimme, die mir sagt „Du hast gesagt, du triffst dich mit ihnen. Was sollen die Leute denn denken? Sei nicht so feige.“

Hör auf deinen Bauch!

Und nun?

Ich weiß, dass es alles zum großen Teil irrationale Ängste sind (wie ja meistens). Es kann im Grunde genommen nicht viel mehr passieren als sonst auch.

Ja, mir kann der Reifen platzen oder etwas anderes an Simon kaputt gehen. Aber sicherlich kann Steve einen Reifen wechseln und es wäre mit Horst ja noch ein zweites Fahrzeug da, um zu einer Werkstatt zu kommen. (Also fast eine komfortablere Situation als mit Sebastian allein unterwegs.)

Ja, vielleicht wäre ich in engen oder steilen Straßen nicht so schnell unterwegs. Aber wir haben ja keinen Zeitdruck. Dann schwitze ich halt ein bisschen mit Simon um die Wette und bin langsamer als Horst (was dem bestimmt gefällt).

Ja, das Internet, das Sebastian gerade repariert hat, kann ausfallen und sein Handy ist nicht als Backup da. Dann bin ich halt ein paar Tage offline. Auch davon geht die Welt nicht unter.

Ein Schild, das wie ein Häuschen aussieht und an dem ein Rettungsanker hängt steht in einer Düne
Mein Rettungsanker aus den Zweifeln und Ängsten: auf den eigenen Bauch hören!

Ebenso wenig davon, dass ich vielleicht Hilfe beim Rückwärts fahren, entsorgen oder ähnlichem brauche.

Ich weiß auch, dass es mir egal sein sollte, was irgendjemand denkt. Und Nima und Steve wären die letzten, die mich nicht verstehen würden. Trotzdem wusste ich eine ganze Weile einfach nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Im Grunde genommen wusste ich einfach nicht, was ich wollte.

Dann habe ich mir nach einigen Tränen eingestanden, dass ich mich nicht traue.

Meine Komfortzone endet an diesem Punkt.

Und ich habe berechtigten Grund zu der Annahme, dass ich sie, wenn ich mit Nima und Steve die Woche über mal hier und mal dort frei stehe, so weit ausdehne, dass es mich quasi auseinander reißt.

Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich in solchen Situationen krank werde.

„Geh Du vor“, sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht, vielleicht hört er auf Dich.“

„Ich werde krank werden, dann wird er auf Dich hören.“ sagte der Körper zur Seele.

Ulrich Schaffer

Was du aus meiner Erfahrung lernen kannst

Vielleicht wäre es noch viel mutiger, mich Nima und Steve anzuschließen. Vermutlich würde es eine tolle Erfahrung werden und ich könnte am Ende der Woche nicht mehr verstehen, warum ich jemals Angst davor gehabt habe.

Aber wenn wir mal ehrlich sind, dann ist es für viele andere schon mutig überhaupt alleine in Spanien zu bleiben, während Sebastian nach Berlin fliegt.

Oder die Festanstellung zu kündigen, sich selbständig machen und mit diesem Internet Geld verdienen.

Oder sich überhaupt dafür zu entscheiden, ein glückliches Leben zu führen.

Eine Möwe segelt vor einem blauen Himmel
Wenn du auf dich selber hörst und für deine Verhältnisse mutig bist, wird dich das befreien!

Was ich damit sagen will? Wir müssen nicht immer Superhelden sein, um mutig zu sein! Und was für die einen selbstverständlich ist, ist für andere ungeheuer mutig.

Wichtig ist eigentlich nur, dass DU dich mit deinen Entscheidungen wohl fühlst.

Ich für mich freue mich auf eine entspannte Woche auf einem Stellplatz, auf dem ich mich schon jetzt sehr wohl fühle und wo ich mir keine Gedanken um Strom, Internet, Wasser oder eine volle Toilette machen muss. Und wenn Sebastian wieder da ist, freue ich mich auf weitere tolle Freisteh-Erfahrungen und vorher und hinterher über viele schöne Treffen mit Nima und Steve.

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Über Steffi 80 Artikel
Ich bin Stefanie und reise mit meinem Mann als Digitale Nomaden um die Welt. Auf unserem Blog schreibe ich hauptsächlich über die Gedanken und Vorbereitungen auf dem Weg zum Start unserer Reise ebenso wie die Aufgaben, die sich uns unterwegs stellen.

2 Kommentare

  1. Sehr verehrte Steffi.
    Es ist schön zu lesen, daß auch andere sich immer wieder die Dinge in den dunkelsten Farben malen, ein bißchen auch um eben die beschriebene Komfortzone nicht verlassen zu müssen.
    Das Leben ist eine ständige Reise und selbst die berühmten Babysteps bringen uns weiter.
    Ich fliege Morgen mit meinem Sohn nach Wien und könnte meinen Fliegen Artikel (http://www.fortgefahren.tv/fliegen-wird-nicht-mein-hobby/) erneut veröffentlichen. Alleine fliegen wäre jetzt vermutlich okay, aber Morgen fliege ich als Papa und da stehe ich wieder am Anfang, weil ganz andere Schwarzmalereien hochkommen.
    Andere mögen spöttisch lächeln, für mich ist es ein Akt. Aber mich zu überwinden und mit ihm zu fliegen wird uns Beiden eine schöne Zeit bescheren an die wir noch lange denken werden. Und mich persönlich wird es auch weiterbringen. Das ist es wert.
    Genieß die Zeit im sicheren Schutz des Campingplatzes. Beim nächsten Mal parkst du vielleicht vollkommen alleine irgendwo im Nirgendwo. Cool, souverän und mit voller Absicht.
    Ich wünsche dir in jedem Fall nur Sonnentage. 😉
    Gruß, Max von fortgefahren.tv

    • Lieber Max,
      auch wenn ich ja weiß, dass Du ein wahrer Meister im Schwarzmalen bist, kann ich Dich wieder beruhigen: Du bist nicht allein!
      Ich glaube die Kunst ist es nur, sich auf die hellen Farben zu konzentrieren und nicht immer nur alles schwarz zu malen.
      Denn wie Du schon schreibst: Was würden Dein Sohn und Du verpassen, wenn Du Dich nicht überwinden könntest zu fliegen? Vermutlich schöne und entspannte Tage. Insofern kannst Du stolz darauf sein, Deine Komfortzone so ausweiten zu können. Da siehst Du, dass beim nächsten Mal noch mehr drin ist 🙂
      Bei mir sicherlich auch. Aber wer weiß, wozu meine Entscheidung gut ist. Vielleicht ergeben sich dadurch neue Kontakte, interessante Gespräche, spannende Gegebenheiten. Ich werde sehen – und berichten!
      Liebe Grüße von Steffi

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